rubberXhead – fanzine #02 (Jan.2020) -The Revolution Is Now

Syrien. Wohl kaum ein anderes Land ist uns in den vergangenen Jahren so nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Sofort werden die Erinnerungen der marodierenden Halsabschneider des islamischen Staates wach, die uns vor Abscheulichkeit den Atem stocken ließen. Entsprechend viel Solidarität verlangen die Volksbefreiungseinheiten YPG und YGJ ab, die es unter einem hohen Blutzoll geschafft haben, den IS Anfang September 2019 formell zu besiegen und zwischen Jahren des Konflikts eine progressive, basidemokratische Selbstverwaltung in Rojava, Nordsyrien, aufzubauen. Doch mit dem Abzuzg der US-amerikanichen Truppen legt nun der türkische Faschist und Diktator Erdogan alles darauf an, mit Hilfe seiner dschihadistischen Horden einen Teil dieses emanzipatorischen Raums zu okupieren und die dort ansässigen Menschen unter das Diktat der Unfreiheit zu stellen. Und wieder leisten Truppen der demokratischen Kräfte erbiterten Widerstand um Rojava, also Westkurdistan.

Und wieder ist unablässige Solidarität für die selbstverwaltete Gesellschaft gefragt. In Form von Musik, sei es durch Shows, der Verkauf von T-Shirts oder einfach durch Records will die Initiative „Punks for Rojava“ genau das setzen. Was Punk mit Rojava zu tun hat, darauf findet das selbsternannte Netzwerk passende Worte: „Punks have been singing about change and revolution for nearly 40 years. The revolution is here now. The similarities between the society in Rojava, based on an ideology called Democratic Confederalism, and the ideology of the international Punk community are huge. Democratic Confederalism is an ideology that rejects the notions of nation states, religious influence over society, dictatorship in all its forms, as well as capitalism. Democratic Confederalism is based on direct democracy, total gender equality, secularism, ethical pluralism and ecology.“ Entsprechenderweise klar beziehen Bands wie Life Scars, Martyrdöd, Shades Of Grey und Adrestia in ihren Songs Position.

Martydöd aus Göteborg, Schweden, begeistern mit Crustcore bzw. D_Beat der besonderen Art. Songs wie Harmagedon Part I nd II zeichnen sich durch ein treibendes Schlagzeug aus, umgarnt von sehr geraden Gitarrenriffs, aber nie ohne einen gewissen melodischen Einfluss, der zumindest an Black Metal erinnert. Adrestia, die nächste Band aus Schweden, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Es ist Crustcore, diesmal gepaart mit einer ordentlichen Portion Death Metal, der in Songs wie „Opium“ und „Out of sight, out of mind“ die Verhältnisse unserer Zeit mehr als kritisch thematisiert werden. Beide Bands kommen mit gekonntem Schreigesang daher.

Rauer und dreckiger treten wohl Shades Of Grey aus Stockholm und Berlin auf, doch das schadet ihrer Musik keinesfalls. Euch erwarten harte Melodien und energiegeladener Wechselgesang zwischen den Gitarist*innen. Wem das zu viel Metal im Sound ist, dem*der sei Life Scars ans Herz gelegt. Die female-fronted Band aus Polen vergnügen sich mit solidem Punkrock, der äußerst pogotauglich ist.

„Punks for Rojava“ hat insgesamt sehr überzeugende Interpret*innen am Start, die das Punk-Herz höher shlagen lassen. Trotz ein paar nicht erwähnter Bands ist das Netzwerk noch relativ klein und unbekannt. Doch das heißt nicht, dass es klein bleiben muss. So lautet es auf der Webseite von PfR: „Don´t hesitate to contact us if you have ideas on how you, your band or your local scene could participate! The easiest way for bands to participate is by uploading their songs on the PfR bandcamp page. This networks aim is to support the revolution in Rojava. No membership needed. YOU are Punks for Rojava. Go create!“ Wer also ohnehin über Musik seine Solidarität zum Ausdruck bringt oder bringen möchte, soll sich angehalten fühlen, „Punks for Rojava“ musikalisch, finanziell oder anderweitigem Wege zu unterstützen, damit nicht nur das Netzwerk wachsen kann, sondern darüber noch mehr Menschen von dem beeindruckendem Widerstand und der standfesten Idee einer befreiten Gesellschaft erfahren.

https://punksforrojava.bandcamp.com/

HB.

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